Es war ein ganz besonderer Gottesdienst am Samstag den 29.10. in der Azania Front Kirche. Nicht nur, dass wir endlich mal wieder in einem richtigen Kirchenraum zusammenkommen konnten, wir hatten auch noch hohen Besuch hier bei uns in Dar es Salaam. Eine insgesamt neunköpfige Delegation aus Bayern war hier. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat für uns gepredigt und mit uns gemeinsam die Bedeutung der Reformation erkundet. Botschafterin Regine Hess hat mit einem kleinen Chor den Gottesdienst musikalisch mitgestaltet während uns Abisai an der Orgel wunderbar begleitet hat. Es war wirklich sehr stimmungsvoll. Wir sind dankbar auch für den intensiven Austausch beim Abendessen nach dem Gottesdienst! Wir sagen aus vollem Herzen Karibuni tena!
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Da sagt uns der Wochenspruch aus Micha 6,8.
Es klingt so einfach. Eine simple Anleitung für ein gelungenes Leben.
a) Gottes Wort halten
b) Liebe üben
c) demütig sein vor deinem Gott
Drei Anhaltspunkte an denen man sein Reden und Tun messen kann. Drei Anhaltspunkte, die von allen Weltreligionen so auch gepredigt werden. Warum also? Warum kriegen wir es nicht hin friedlich miteinander zu leben? Warum fallen uns Treue, Liebe und Demut so unglaublich schwer?
Als ich mir heute morgen die deutsche Tagesschau angesehen habe, da war mir schon nach wenigen Minuten die Seele unendlich schwer. Wirtschaftliche Abhängigkeiten und Unsicherheiten, Krieg und Revolution. Die Welt brennt. Dabei ist uns Menschen doch gesagt was gut ist!
Meine kleine Welt ist gerade in Ordnung. Ich sitze mitten im Paradies, an einem Strand in Zanzibar. Hier sind die Menschen freundlich zueinander. Lächeln sich an, hören sich aufmerksam zu, nehmen Rücksicht aufeinander. Alle sind entspannt. Im Urlaubsmodus.
Es müsste gelingen diesen Vibe zu übertragen. Ihn hineinzubringen in den Alltag in welchen diese Menschen hier wieder zurückkehren. Hinein in den Stress und das tägliche Geschäft. Für eine gewisse Zeit mag das auch gelingen, lehrt die Erfahrung. Aber dann...
… dann ist man wieder ganz schnell genervt und lustlos. Schreit frustriert seinen PC an oder träumt sich davon. In den nächsten Urlaub. Weil im hier und jetzt das Wort Gottes nur in einer Nische Platz findet. Weil die Liebe überdeckt ist von ganz vielen anderen aufreibenden Emotionen. Weil es schwer fällt Demut an den Tag zu legen, wenn einem einerseits Leitungsverantwortung übertragen wird und man Stärke zeigen muss. Man sich aber auf der anderen Seite fühlt wie der Müllschlucker der Nation bei dem jede und jeder seinen Schrott ablädt. Auch in unserer privaten kleinen Welt ploppen immer wieder kleine Brandherde auf. Viele wären vermeidbar weil uns Menschen doch eigentlich gesagt ist, was gut ist!
Warum neigen wir Menschen dazu wider besseres Wissen zu handeln? Gegen das Gute, das Gott uns eingepflanzt hat?
Gott fordert von uns etwas anderes!
Er fordert, dass wir sein Wort halten. Das wir mit ihm kommunizieren, in dem wir die Bibel lesen, beten uns als Gotteskinder miteinander austauschen. Und zwar auf die gute Weise. Im entspannten, freundlichen Urlaubsmodus.
Er fordert, dass wir Liebe üben. Gott lieben. Unseren Nächsten lieben. Uns selber lieben. Echte Gemeinschaft statt einseitiger Abhängigkeit, Revolution ohne Aggression und Hass. Das Himmelreich auf Erden.
Er fordert, dass wir demütig sind vor unserem Gott. Uns selber nicht so wichtig nehmen. Heilsam annehmen, dass wir nicht der Nabel der Welt sind und dass sich nicht alles an und/oder gegen uns richtet. Demut vor Gott. Einem Gott, der und sicher führt und leitet und an seiner Kraft und Stärke teilhaben lässt. Einem Gott, dem es nichts ausmacht der Müllschlucker für den Schrott der ganzen Schöpfung zu sein. Der daran nicht frustriert oder zugrunde geht, sondern die Sorge, den Neid, den Hass und die Depression wandelt in Hoffnung, Anerkennung, Liebe und Freundlichkeit.
Gott hat uns gesagt was gut ist. Immer wieder erinnert er uns auch daran.
Ich möchte den Vibe mitnehmen und Teilen, den ich hier im Urlaub spüren darf. Und ich schreibe sie mir noch einmal gründlich hinter die Ohren, die drei Anhaltspunkte, Gottes Forderung an mich:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika.
Wir fürchten ihn. Versuchen ihn um jeden Preis zu vermeiden. Allein der Gedanke an ihn macht uns Angst. Intuitiv starten wir unsere Abwehrmechanismen.
Meiden Gefahren. Weichen einem Schlag aus. Ergreifen die Flucht.
Es gibt kurzen und heftigen Schmerz. Nicht angenehm aber bald überstanden. Es gibt Schmerzen, die wir nur leicht, aber beständig spüren. Kleine Verletzungen, die wir zu ignorieren lernen. Und es gibt langen und beständigen Schmerz. Nichts ist so zermürbend wie beständiger Schmerz. Dabei ist es egal, ob einem der Körper oder die Seele wehtut.
Schmerz frisst einen langsam von innen auf. Nimmt einem die Freude und die Unbeschwertheit und oftmals sogar Teile der Persönlichkeit.
Schmerz.
Wir fürchten ihn zu Recht. Vermeiden können wir ihn jedoch niemals ganz. Er ist Teil des Lebens.
Der Wochenspruch der vergangenen Woche aus dem Buch des Propheten Jeremia
Kapitel 17, Vers 14 lautet:
"Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen."
Das ist eine Feststellung.
Kein „heil Werden“ ohne Gott. Unser Leben, unsere Gesundheit, sie ist ein Geschenk Gottes. Wir können, wenn überhaupt, nur kaum über sie verfügen. Wir versuchen es! Durch Sport, gesunde Ernährung, Hautpflege etc. versuchen die einen mehr, die anderen weniger, ihre Gesundheit zu bewahren oder zu verbessern. Manches hilft... und dennoch.
Wir sehen junge, sportliche, und nach allgemeinen Maßstäben äußerst gesund lebende Menschen plötzlich an Krebs erkranken. Und können uns diese Ungerechtigkeit und Willkür nicht erklären. Wir können nach menschlichen Maßstäben alles richtig machen und einen gewissen Erfolg damit haben. Aber, am Ende, entscheidet Gott darüber was mit uns passiert. Das müssen wir akzeptieren.
"Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen."
Das ist darum auch eine Bitte.
Not lehrt beten. So heißt es im Volksmund. Wenn wir verzweifelt sind und uns ohnmächtig fühlen. Dann wenden wir uns an Gott. Eine Macht, die größer ist als wir. Eine Macht, von der wir Wunder erhoffen. Ein Wunder: Ein Geschehen, das nach menschlichen Maßstäben der Vernunft und der Erfahrung eigentlich unmöglich ist. Heilung und Hilfe von Gott erbitten wir, wenn unsere medizinischen oder diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
"Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen."
Das ist ein Bekenntnis.
Oft müssen wir Menschen erst an unsere Grenzen kommen ehe wir uns daran erinnern, dass Gott uns versprochen hat jeden Schritt des Weges mit uns zu gehen. Mehr noch. Er ist uns den Weg sogar schon voraus gegangen. In Jesus Christus hat er Schmerz und Tod auf sich genommen. „Er ist gestorben, damit wir leben können“ heißt es oft so daher gesagt. Aber die Bedeutung dieses Satzes könnte elementarer nicht sein. Denn Jesus Christus ist nicht beim Tod stehengeblieben. Er ist ins neue Leben weitergegangen. Hat uns gezeigt, dass wir nicht aus Angst vor dem Tod leben müssen, sondern aus Hoffnung auf die Ewigkeit leben dürfen!
Wir haben Verständnis, wenn jemand Angesichts seines nahenden Todes Angst oder sogar Panik bekommt. Aber wir haben Bewunderung für jene, die auch im Schmerz und in der Ausweglosigkeit noch lächeln und bekennen: „Ich bin bereit vor meinen Gott zu treten.“
Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika.
Meist gehören sie zu den Menschen in unserem Leben, die uns am längsten kennen.
Oft wachsen sie in einem identischen Umfeld auf wie wir. Genießen die gleiche Erziehung.
Werden geprägt von den gleichen frühen Bezugspersonen.
Man sollte doch meinen, dies sei ein Rezept für ein inniges Verstehen unter Geschwistern.
Für zumindest ähnliche Weltanschauungen und Verhaltensmuster.
Sollte man doch meinen.
Aber: Wenn ich auf die Seelsorgesituationen in meiner zugegeben noch immer recht jungen Pfarrerinnenkarriere zurückblicke, dann fällt auf. Sehr sehr viele Konflikte spielen sich zwischen Geschwistern ab.
Wie schon festgestellt, Geschwister gehören meist zu den Menschen, die uns am längsten kennen. Das heißt auch, dass sie uns als hilflose Kinder oder als zügellose Teenager erlebt haben. Sie haben uns gesehen, wenn wir elend und krank und schwach waren. Sie haben uns wüten und boshaft reden und Türen schlagen sehen. Geschwister kennen uns so lange und so intensiv, dass sie uns oft nicht mehr neu und unvoreingenommen als der Person begegnen können zu der wir geworden sind.
Selbst Geschwistern, deren Beziehung von Liebe getragen ist gelingt es nicht immer sich mit Respekt zu begegnen. Weil sie im Gegenüber immer noch das Kind sehen mit dem sie aufgewachsen sind. Oder weil sie sich gegenseitig erinnern an die Momente der eigenen Schwäche und des vollpubertären Gehabes.
„Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“
So lautet der Spruch für die vergangene Woche aus dem 1. Johannesbrief 4,21.
Wer Gott liebt, der/die muss auch seine Geschwister lieben.
Nein, das ist nicht einfach eine Umformulierung des Gebotes: Liebe deinen Nächsten.
Seinen Nächsten zu lieben ist oft einfacher als sein Geschwister zu lieben. Die Nächste, das kann auch eine völlig unbekannte Person sein, der ich zufällig über den Weg laufe. Da gibt es keine gemeinsame Vorgeschichte, keine alten Verletzungen und Enttäuschungen. Zu meinem Nächsten habe ich oft einen wohltuenden persönlichen Abstand.
Mein Geschwister hingegen. Da bin ich ganz nah dran. Das macht es so schwer.
Aber wer Gott liebt, der/die muss auch seine Geschwister lieben.
Warum? Weil alles andere uns direkt ins Verderben führt. Streit frisst uns auf. Wenn wir es nicht schaffen alte Probleme und Verletzungen los zu lassen, dann holen sie uns immer wieder ein. Machen uns immer wieder klein und schwach und hilflos. Geschwister sind ein Teil unserer Vergangenheit. Wenn wir mit unserer Vergangenheit keinen Frieden schließen, dann werden wir auch in der Gegenwart und in der Zukunft keinen Frieden finden.
Gott kennt uns noch länger als unsere Geschwister. Er hat jeden unserer Atemzüge begleitet, jeden unserer Fehltritte gesehen alle unsere Freuden geteilt. Gott kennt uns besser als jede andere. In Jesus Christus ist er Mensch geworden, liebt uns, vergibt uns und zeigt uns den Weg zum wahren Leben. Nennt sich unser Bruder.
Wer Gott liebt, der/die muss auch seine Geschwister lieben, ihnen vergeben und ihnen gönnen, dass auch sie den Weg zum wahren Leben gehen.
Von Manchen und in gewissen Situationen ist das echt viel verlangt. Aber Gott will alle Menschen retten. Er sagt uns: Das Himmelreich kann nur kommen, wenn alle mithelfen. Auch die, die uns verletzt haben oder die uns ein Gefühl der Unzulänglichkeit geben. Jesus ist für uns alle gestorben. Diese Liebe anzunehmen heißt sie weiterzugeben. Auch an unsere Geschwister.
Amen.
Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika.
Soooooo viele Menschen sind daran beteiligt, dass auch nur ein frischer Leib Brot auf unserem Tisch landen kann! Das haben die Kinder unserer Gemeinde den Erwachsenen im Gottesdienst zu Erntedank eindrücklich erzählt. Einen Tag davor hatten sie sich schon zum Kindertag getroffen um alles sorgfältig vorzubereiten. Sie haben Lieder einstudiert, Bühnenbilder gemalt und sogar den Text für das Rollenspiel alle auswendig gelernt! Das Ergebnis war einfach nur großartig! Ganz herzlichen Dank auch an Bilha Hering, die für das leibliche Wohl beim Kindertag gesorgt hat, sowie an Steffi Henke, die alles mit geplant, vorbereitet und die Kostüme organisiert hat. Auch Anna und Neema ein ganz herzliches: vergelt's Gott für die tatkräftige Unterstützung!
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ (1. Johannes 5,4c)
So lautet der Wochenspruch für die vergangene Woche.
Dazu gibt es im Losungsbuch der Herrnhuter Brudergemeinde am Sonntag den 9.10. folgenden Text von John Henry Newman zu lesen:
„Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist. Ich habe einen Platz in Gottes Plan, auf Gottes Erde, den keiner sonst hat. Ob ich reich bin oder arm, verachtet oder geehrt bei den Menschen, Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen, und ich merke auf und höre: Da bist du ja.“
Vergangene Woche habe ich es nicht geschafft mich hinzusetzen und meine Gedanken zum Wochenspruch aufzuschreiben. Denn meine Gedanken waren anderweitig beschäftigt.
Auf der jährlichen Mitarbeitenden-Konferenz der Missionswerde MEW und ZMÖ stand meine 2. Regelbeurteilung an. Diese Beurteilung entscheidet darüber, ob ich in ein Pfarrdienstverhältnis auf Lebenszeit berufen werde oder nicht.
Ganz schnell war es wieder da, dieses Gefühl geprüft zu werden. All die Selbstzweifel, die mir von meinem 1. und auch 2. Theologischen Examen noch allzu gut vertraut sind:
Kannst du das? Bist du gut genug? Schlau genug? Stark genug? Souverän genug?
Hätte ich mir bloß die Zeit genommen mich ausgiebig mit dem Wochenspruch und dem Text von John Henry Newman zu beschäftigen. Hätte ich es mal besser nicht hinten angestellt. Denn das Evangelium, welches darin steckt hätte mich gestärkt.
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Es sind nicht die Prüfungen, die einem die Menschen stellen auf die es ankommt!
Setze ich mein Vertrauen ganz und gar auf Gott. Verlasse ich mich auf das Können, das Gute, die Intelligenz und die Souveränität mit der er mich ausgestattet hat, dann bin ich frei mein Bestes zu geben. Und das wird immer genug sein!
Mein 1. Theologisches Examen bestanden zu haben erscheint mir manchmal noch immer wie ein Wunder. Ich bin mir sicher: Gott hat das seine dazu getan. Er hat mich berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür keine andere berufen ist. Ich habe einen Platz in Gottes Plan, auf Gottes Erde, den sonst keiner hat. Und er sorgt für mich. Sorgt dafür, dass ich diesen Platz einnehmen kann! Mein Vikariat in Regensburg war eine tolle Zeit! Als das 2. Examen anstand, da hatte ich diese Gewissheit in mir: Das wird klappen! Gott hat dir diesen Weg gezeigt. Mein Bestes reicht um ihn zu gehen. Und so bestand ich, trotz Corona und dem damit verbundenen Prüfungschaos und konnte hierher kommen. Auf eine erste Stelle als Pfarrerin in Dar es Salaam.
Doch nun ist der Welpenschutz vorbei. Nun muss ich mich beweisen in dem was mir aufgetragen ist zu tun. Evaluiert werden meine Theologie, meine Spiritualität, meine Leitungs- und meine Kommunikationsfähigkeiten. Die Unsicherheit ist stärker als die Gewissheit.
Hätte ich mich bloß vergewissert: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Mir kann nichts passieren! Und mir ist nichts passiert.
Meine KollegInnen haben mich begleitet und unterstützt, ich durfte mich voll und ganz getragen fühlen.
Die Beurteilenden waren wertschätzend und freundlich, ich durfte frei zeigen was ich kann.
Nun ist es geschafft! Ich schnaufe durch und nehme mir fest vor, für die nächste Prüfungssituation in meinem Leben: Auf Gott zu hören, wenn er mich bei meinem Namen ruft.
Aufzumerken und zu hören: „Da bist du ja.“
Denn das ist der siegreiche Glaube, der die Welt überwunden hat.
Der Glaube an Gottes guten Plan für jede und jeden einzelnen von uns, den nichts in der Welt durchkreuzen kann!
Amen.
Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika.
Ich bin als Frau in einer westlichen Kultur groß geworden, die ein ganz bestimmtes Schönheitsideal hat, was den weiblichen Körper betrifft. Ebene Gesichtszüge, lange Beine, wohlgeformte Brüste und vor allem anderen SCHLANK!
Zahlreiche Mädchen haben sich an diesem Ideal regelrecht zugrunde gerichtet. Haben schon mit zwölf oder dreizehn Jahren angefangen alle möglichen Diäten auszuprobieren. Sich im Spiegel angesehen und immer nur hässlich gefunden. In den schlimmsten Fällen haben sie eine Essstörung entwickelt und oft jahrelang um ihre Gesundheit, ja um ihr Leben kämpfen müssen.
All das ist so dramatisch wie es klingt. Menschen, die sich „freiwillig“ zu Tode hungern. Weil ein Schönheitsideal ihnen etwas als erstrebenswert vorgaukelt, was es gar nicht ist.
Erst sehr viel später, als wir alle in den 20ern waren haben meine Freundinnen und ich angefangen uns mal wirklich offen darüber zu unterhalten. Wir haben alle mehr oder weniger das gleiche durchgemacht. Wirklich zufrieden war keine mit sich und ihrem Körper. Vielleicht hätte es geholfen wenn wir uns früher schon einmal so ausgetauscht hätten. Denn ich habe meine Freundinnen immer als wunderschön angesehen. Und siehe da, sie mich umgekehrt auch. Vielleicht hätte es uns allen geholfen, das mal öfter voneinander zu hören.
Nun lebe ich als Frau in Tansania. In einer Kultur wo es ebenfalls ein ganz bestimmtes Schönheitsideal gibt, was den weiblichen Körper betrifft. Volle Brüste, ein großer und runder Hintern, stämmige Beine, ein rundes Gesicht. So beschreiben zumindest die Frauen in meinen Gesprächsgruppen wie sie gerne aussehen möchten.
Es ist ein Ideal was für viele unerreichbar ist. Aus dem schlichten Grund, dass es an genügend Einkommen fehlt um genug Essen für sich und die Familie zu kaufen. Viele Menschen in diesem Land sind unterernährt. Hungern, alles andere als freiwillig.
„Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.
So lautet der Spruch für diese Woche aus Psalm 145 Vers 15.
„Gott gibt uns Speise zur rechten Zeit.“ Für mich, die ich in meinem Leben eigentlich nie Mangel, sondern eher nur Überfluss erfahren habe ist dieser Satz erst einmal unproblematisch.
Wie muss er sich für jene lesen, die das Gegenteil erlebt haben?
Neulich las ich eine Anekdote aus dazu:
„Rabbi Michael, ein Chassid, lebte in großer Armut, aber die Freude verließ ihn nicht für eine Stunde. Jemand fragte ihn, wie er jeden Tag beten könne: „Gesegnet, der mir alles, dessen ich bedarf, gewährt.“ Er wisse doch, dass ihm alles, wessen der Mensch bedarf, fehle. „Sicherlich ist, wessen ich bedarf, die Armut. Und die ist mir gewährt“ antwortete der Rabbi.“
Die Welt ist ungerecht und paradox und an vielen Stellen regelrecht unverständlich. Ich werde nie begreifen wie es sein kann, dass die einen von allem so viel und die anderen kaum das allernötigste haben. Die Geschichte vom Rabbi Michael lässt mich schmunzeln, aber es ist ein Schmunzeln mit bitterem Beigeschmack. Könnte ich so unbeirrt an Gott und seiner Güte und Weisheit festhalten, wenn es mir so schlecht ginge? Würden meine Augen immer noch auf den HERRN warten. Unbeirrt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken in der gläubigen Zuversicht, dass meine Speise kommen wird zur rechten Zeit. Könnte ich so demütig dankbar sein wie Rabbi Michael?
In Deutschland hungern Menschen freiwillig um abzunehmen. In Tansania hungern Menschen unfreiwillig und kämpfen mit Unterernährung und ihren Folgen. Beide Seiten leiden Not auf ihre ganz eigene Weise.
In einer perfekten Welt ginge es allen besser. Die Umverteilung der Güter auf die verschiedenen Erdteile würde optimal funktionieren, alle hätten genug. Jede und jeder seine Speise zur rechten Zeit. Von dieser perfekten Welt sind wir Lichtjahre entfernt. Aber wenn wir unser aller Augen auf Gott richten, dann kann sie trotzdem schon anbrechen. Wenn wir zu Botschaftern werden, des Himmelreiches, umverteilen so gut wir eben können an dem Ort an welchen wir gestellt sind, dann ist schon viel gewonnen. Und dabei geht es nicht nur um materielle Umverteilung, um Spenden oder Ernährungsprogramme. Es geht auch um geistliche Umverteilung. Das wir uns gegenseitig eben öfter zusprechen: Mensch, du bist schön, so wie du bist! Amen.
Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika.
Sorgen in sich hineinzufressen ist ungesund. Sie können einem dann so richtig schwer im Magen liegen. Tagelang quält man sich dann mit ihnen herum und leidet seelisch und körperlich.
Ich kenne das gut. Wenn viele Dinge parallel anstehen. Beruflich und privat. Wenn man gleichzeitig noch mitfiebert mit einem geliebten Menschen. Sich dessen Erfolg genauso herbeisehnt wie den eigenen. Das ist ein nahezu unfehlbares Rezept für schlaflose Nächte, Kopfschmerzen und Magenverstimmungen. Aber was tun?
Manche Deadlines müssen nun einmal eingehalten werden. Manche Aufgaben kann man eben nur selbst erledigen. Manche Menschen sind einem halt genauso lieb wie man selbst.
Das ist alles richtig. Aber!
Aber wenn es einen um die eigene Gesundheit bringt, dann läuft etwas falsch. Und wenn man letztlich vor Erschöpfung zusammenbricht, dann kann man gar nichts mehr machen und niemandem mehr helfen. Also was tun?
Der Wochenspruch aus dem 1. Petrusbrief Kapitel 5 Vers 7, sagt es uns.
„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“
Petrus erinnert uns daran, dass wir unsere Kraft nicht aus uns selber schöpfen.
Gott versorgt uns damit.
Wenn das Akku unseres Smartphones leer ist, dann laden wir es wieder auf. Wir verbinden das Gerät mit einer Energiequelle und geben ihm Zeit.
Wenn unser Akku leer ist, dann sollten wir das gleiche tun. Wir sollten uns auch mit unserer Energiequelle, mit Gott, verbinden und uns die nötige Zeit nehmen um wieder aufzuladen.
Und wie verbinden wir uns mit Gott? Im Petrusbrief heißt es: „Alle eure Sorge werft auf ihn;“
Wir verbinden uns mit Gott indem wir mit ihm sprechen. Indem wir bereit sind ihm mitzuteilen wie es uns geht. Unsere Freuden und ja, auch unsere Sorgen.
Leicht gesagt, leicht getan. Aber tun müssen wir es. Und dazu müssen wir auch etwas geben. Zeit. Wir müssen Zeit einräumen in unserem Alltag um unsere Beziehung mit Gott zu pflegen.
Manchmal erscheint das als eine Unmöglichkeit. Wenn der Terminkalender schon zum bersten voll ist, wo soll man dann noch Zeit für die Kommunikation mit Gott hineinquetschen?
Es geht, denn es braucht gar nicht viel. Kurze Momente, des Innehaltens reichen. Unter der Dusche einfach mal die Gedanken anhalten, sie ordnen und sie Gott zur Verfügung stellen, anstatt sich im unkontrollierten Gedankenstrom zu verlieren und daran zu stressen. Oder wenn man sich nachts im Bett hin- und herwälzt, nicht einschlafen kann. Auch dann ist ein guter Moment ein Gespräch mit Gott anzufangen. Alle unsere Soge auf ihn zu werfen. Sie abzuwerfen, wie eine schwere Last. Wenn wir uns um etwas sorgen, dann heißt das meistens, dass es uns am Herzen liegt. Weil es uns wichtig ist, darum empfinden wir die Sorge, die Verantwortung dafür als Last. Weil es uns wichtig ist, darum können und wollen wir es nicht einfach abschütteln und in die Ecke pfeffern wie ein durchgeschwitztes T-Shirt. Weil es uns wichtig ist, halten wir daran fest, mit besonderer Sorgfalt und Vorsicht. Und das ist anstrengend.
Der Wochenspruch hat noch einen zweiten Teil: „Denn er sorgt für euch!“ Ein Versprechen: Wer seine Sorge Gott anvertraut, die/der geht nicht sorglos oder verantwortungslos damit um. Sie/Er kann sicher sein er gibt alles in gute Hände. Gott nimmt uns die Last ab. Gibt uns Zeit zur Erholung und zum Krafttanken. Er sorgt für uns. Das heißt, er trägt unsere Sorgen für uns und gleichzeitig versorgt er uns mit allem was wir brauchen.
Besser könnte unsere Zeit doch gar nicht investiert sein! Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika.
Es ist schon komisch, wie unser Gedächtnis so funktioniert, oder?
Warum merken wir uns die eine Sache, während uns die andere sofort wieder entfällt?
Die meisten Erinnerungen, die wir langfristig abspeichern haben eine besondere emotionale Bedeutung für uns.
Entweder waren sie ganz besonders schön, oder eben ganz besonders schrecklich.
Die schlimmen Erinnerungen brauchen wir ganz einfach um uns zu schützen. Wer einmal auf eine heiße Herdplatte gefasst und die Konsequenzen am eigenen Leib gespürt hat, der wird dies nicht wieder tun. Der Schmerz hat sich im wahrste Sinne des Wortes eingebrannt ins Gedächtnis. Eine schädliche Aktion wird nicht wiederholt. Und die guten Erinnerungen? Auch diese brauchen wir, denn auch sie sorgen für unser seelische und körperliche Gesundheit. Aus ihnen schöpfen wir unser Selbstwertgefühl, dass Wissen, dass wir geliebt werden und dass wir unseren Ort in dieser Welt haben.
Aber was ist mit den ganz alltäglichen Dingen? Und ich meine wirklich die ganz alltäglichen Dinge. Morgens aufwachen. Ein- und ausatmen. Essen und Trinken. Eine heiße Dusche. Vogelgezwitscher und Wellenrauschen. Das weiche Fell eines Tieres streicheln.
Wir leben! Jeden Tag. Wir sammeln Eindrücke! Jeden Tag.
Das ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Geschenk Gottes.
Die kleinen Dinge schaffen es meist nicht in unser Langzeitgedächtnis. Sie wiederholen sich zu oft. Sind alltäglich und müssen daher nicht besonders abgespeichert werden. Dabei sind sie doch die Grundlage für alles andere. Ohne die ganz basalen Dinge des Lebens, könnten wir gar nicht und könnten wir gar nichts.
Ohne Gott würden wir schlicht nicht funktionieren. Ja, es gäbe uns noch nicht einmal. Darum, nehme ich mir jetzt einen Moment Zeit.
Ich atme ein und atme aus. Danke Gott!
Ich trinke einen Schluck Wasser uns spüre bewusst die Erfrischung. Danke Gott!
Ich esse einen Bissen und schmecke mal wirklich hin. Nehme all die verschiedenen Komponenten mal wirklich wahr. Danke Gott!
Ich höre auf das Leben um mich herum und freue mich, dass ich ein Teil davon sein darf. Danke Gott!
Ich taste und fühle und mache mir bewusst, was für ein Wunderwerk mein Körper ist. Danke Gott!
Heute nehme ich mir einen Moment Zeit, lese den Wochenspruch aus Psalm 103,2 und nehme ihn ganz beim Wort
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika.
Befreiungstheologie. Das war eines der großen Schlagworte meines Studiums.
Befreiungstheologie. Sie entstand vor allem in Lateinamerika als sich Christinnen und Christen dort von den kolonialen Strukturen emanzipierten.
Ihr Motto: Christus ist in den Schwachen mächtig.
Will heißen: Gottes Nähe und Wohlwollen zeigen sich nicht in weltlichem Wohlstand, Schönheit oder körperlicher Unversehrtheit. Nein. Gottes Nähe und Wohlwollen zeigen sich im ungebrochenen Glauben der Armen und Unterdrückten. In tätiger Nächstenliebe, zu der man auch mit den allergeringsten Ressourcen fähig ist. Und in der stetigen Hoffnung auf Verbesserung, wie Jesus sie mit dem hereinbrechenden Himmelreich verspricht.
„Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
So lautet der Spruch für diese Woche aus dem Evangelium nach Matthäus 25,40b.
Biblische Befreiungstheologie! So aktuell wie immer, sollte man meinen.
Und doch boomt derzeit eine ganz andere Art von Theologie und findet immer mehr Anhänger.
Das sogenannte „Wohlstandsevangelium“.
Dahinter steckt das Versprechen selbsternannter Propheten und Prediger, dass Gott jedem Rechtgläubigen materiellen Wohlstand und Gesundheit zuteil werden lässt. Der verheerende Umkehrschluss aus dieser Theologie ist: Wer im Zustand der Armut oder Krankheit lebt, der glaubt noch nicht recht, oder ist von bösen Mächten verflucht.
Die falschen Propheten und Prediger behaupten dann Abhilfe schaffen zu können.
Sie lassen ihre Gemeindemitglieder Putzmittel trinken und behaupten dies töte die Dämonen in ihnen ab. Sie fordern immer höhere Gemeindebeiträge und Spenden und versprechen: Gott wird das Gegebene um ein vielfaches mehr zum Geber zurückbringen. Sie versprechen Heilung von Unfruchtbarkeit und Krankheit und vieles mehr, wenn man sich und sein Leben nur ganz ihrer Lehre verschreibt.
Für viele mag das jetzt nach Einzelerscheinungen klingen. Nach etwas, dass man von Sekten kennt. Aber das „Wohlstandevangelium“ mit seinen Propheten, Predigern und Anhängern ist auf dem Vormarsch. Weltweit. Es ist längst keine Einzelerscheinung mehr. Und die Gemeinden können sich in vielen Ländern ganz legal als Kirchen registrieren lassen.
„Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Noch einmal unser Wochenspruch. Es steckt auch eine Warnung darin. Wer Menschen bewusst auf Abwege führt um sich selbst zu bereichern oder um sich persönliches Ansehen zu verschaffen. Auch der handelt an Christus. Und nicht zum Guten.
Viele Menschen sind arm. Viele Menschen sind verzweifelt und krank. Viele Menschen teilen die Sehnsucht nach einem besseren Leben und sind bereit nach jedem Strohalm zu greifen um es wenigstens ein bisschen besser zu haben. Manchmal gehören wir selber zu diesen Menschen.
Wie können wir erkennen, ob uns eine angebotene Theologie zur Freiheit oder ins Verderben führt? Leicht ist es nicht. Aber die Bibel hilft uns. Denn durch sie spricht Christus zu uns. Er spricht zu uns von Freiheit und vom Reich Gottes. Er spricht durch das Leiden hindurch. Sein eigenes und unseres. Auf ihn müssen wir unsere Hoffnung setzen, nicht auf selbsternannte Propheten und Prediger, die uns einen vermeintlich leichteren Weg aufzeigen. Christus ist in den Schwachen mächtig! Die Befreiungstheologie belässt die Macht bei Christus. Das Wohlstandsevangeligum nicht. Es behauptet wir Menschen könnten uns aus eigener Macht retten, indem wir uns auf bestimmte Weise verhalten. Dieser Weg führt ins Verderben.
Die Macht hat Christus. Er ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Ihm sollen wir nachfolgen. Wer etwas anderes behauptet liegt falsch. Punkt.
Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika.