Angedacht

Wed, 16 Nov 2022 11:17:24 +0000 von Anne Mika

© Anne Mika
Selig sind die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ 
So lautete der Wochenspruch aus Matthäus 5,9 in der vergangenen Woche. Eigentlich hatte ich mich ganz pünktlich hingesetzt um eine Andacht dazu zu schreiben. Aber irgendwie kam ich dann nicht richtig weiter. Dieser Vers, der doch so wichtig ist in dieser Zeit, in welcher überall auf der Welt wieder kriegerische Konflikte aufbrechen, dieser Vers saß mir irgendwie quer. Vielleicht, weil ich mir kurz vorher einen Gottesdienst online angeschaut hatte. Es war der Gottesdienst zur Eröffnung der 13. EKD Synode in Magdeburg. Hier wurde ebendieser Vers gelesen. Aber nicht in der mir vertrauten Form. Bibelübersetzungen und Varianten gibt es ja viele. Immer wieder kommen auch noch neue hinzu. Oder alte werden überarbeitet, revidiert. 2017 war z.B. die Lutherbibel dran. Da wurden vertraute Verse verändert. Angepasst an die neue Zeit, die aktuelle Sprache. So heißt es in Psalm 42 nun nicht mehr: „Wie der Hirsch lechzt nach frischen Wasser“, sondern „Wie der Hirsch schreit nach frischen Wasser“. Eine winzige Veränderung. Und doch... wenn man sich die eine Form nunmal ein ganzes Leben eingeprägt hat... 
In Magdeburg wurde nun jedenfalls aus der neuen Basis Bibel gelesen: Und dort lautet der Anfang von Matthäus 5,9: „Glückselig sind die, die Frieden stiften;“ 
Seligkeit laut Wörterbuch wird so definiert: 
„Vollendung im Reich Gottes und ewige Anschauung Gottes.“
Glückseligkeit laut Wörterbuch hingegen so: 
„glücklicher Zustand.“
Ich finde das ist ja nun doch ein elementarer Unterschied. 
Seligkeit ist ein Zustand, der nicht von dieser Welt ist. Der über sie hinausgeht. In das Unendliche hineinreicht. Ein Zustand, der uns zuspricht, dass wir mehr sind als nur materielle und emotionale Wesen. Ein Zustand der uns verheißt: Ihr seid Seelenwesen. Ihr tragt ein göttliches Element in euch und wenn ihr euch auf dieses göttliche konzentriert, dann wird es euch heimführen. Zu Gott. 
Glückseligkeit ist ein Zustand, der voll und ganz in diese Welt gehört. Der unser Leben hier und jetzt lebens- und liebenswert macht. Ein Zustand, den wir uns ganz genau vorstellen können, der vollkommen erreichbar scheint. Weil man ihn sehen und spüren kann, an sich selbst, manchmal auch nur an einem Mitmenschen. 
Seligkeit und Glückseligkeit. Beides ist toll. Ein großartiges Versprechen. Aber eben doch nicht das gleiche. 
Selig sind die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ 
Glückselig sind die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes heißen.“ 
Ich wünsche euch allen da draußen, die ihr euch jeden Tag darum bemüht Frieden zu stiften, dass für euch beide Versprechen in Erfüllung gehen! 
Das ihr euren Weg zu Gott findet, dass ihr voll uns ganz bei ihm ankommen könnt und als seine Kinder bei ihm wohnen werdet. 
Und das ihr auch schon im hier und jetzt nach allen menschlichen Maßstäben glücklich seid. Das ihr zusammen mit allen anderen geliebten Kindern Gottes in friedlicher und liebevoller Gemeinschaft lebt und wachst. 
Denn irgendwie brauchen wir doch beides zum Leben. Die Hoffnung auf die Ewigkeit und die Vergewisserung des hier und jetzt. 
Ich bin mir sicher, wann immer mir in Zukunft die Seligpreisungen aus der Bergpredigt begegnen werden: Ich werde beides heraushören/herauslesen. Wie großartig also, dass Christen sich immer wieder Gedanken machen, wie das Evangelium neu, frisch und aktuell verkündigt werden kann. Selbst wenn wir uns entscheiden, dass eine ältere Version oder Variante uns persönlich näher am Herzen liegt. Vom Austausch können wir immer nur profitieren! 
Alt und Neu. Vertraut und Fremd. Glasklar und Herausfordernd. 
So bleibt das Evangelium lebendig! Amen. 


Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika
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