Angedacht

Wed, 21 Sep 2022 10:15:38 +0000 von Anne Mika

© Anne Mika
Es ist schon komisch, wie unser Gedächtnis so funktioniert, oder? 
Warum merken wir uns die eine Sache, während uns die andere sofort wieder entfällt? 
Die meisten Erinnerungen, die wir langfristig abspeichern haben eine besondere emotionale Bedeutung für uns. 
Entweder waren sie ganz besonders schön, oder eben ganz besonders schrecklich. 
Die schlimmen Erinnerungen brauchen wir ganz einfach um uns zu schützen. Wer einmal auf eine heiße Herdplatte gefasst und die Konsequenzen am eigenen Leib gespürt hat, der wird dies nicht wieder tun. Der Schmerz hat sich im wahrste Sinne des Wortes eingebrannt ins Gedächtnis. Eine schädliche Aktion wird nicht wiederholt. Und die guten Erinnerungen? Auch diese brauchen wir, denn auch sie sorgen für unser seelische und körperliche Gesundheit. Aus ihnen schöpfen wir unser Selbstwertgefühl, dass Wissen, dass wir geliebt werden und dass wir unseren Ort in dieser Welt haben. 
Aber was ist mit den ganz alltäglichen Dingen? Und ich meine wirklich die ganz alltäglichen Dinge. Morgens aufwachen. Ein- und ausatmen. Essen und Trinken. Eine heiße Dusche. Vogelgezwitscher und Wellenrauschen. Das weiche Fell eines Tieres streicheln. 
Wir leben! Jeden Tag. Wir sammeln Eindrücke! Jeden Tag. 
Das ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Geschenk Gottes. 
Die kleinen Dinge schaffen es meist nicht in unser Langzeitgedächtnis. Sie wiederholen sich zu oft. Sind alltäglich und müssen daher nicht besonders abgespeichert werden. Dabei sind sie doch die Grundlage für alles andere. Ohne die ganz basalen Dinge des Lebens, könnten wir gar nicht und könnten wir gar nichts. 
Ohne Gott würden wir schlicht nicht funktionieren. Ja, es gäbe uns noch nicht einmal. Darum, nehme ich mir jetzt einen Moment Zeit. 
Ich atme ein und atme aus. Danke Gott! 
Ich trinke einen Schluck Wasser uns spüre bewusst die Erfrischung. Danke Gott! 
Ich esse einen Bissen und schmecke mal wirklich hin. Nehme all die verschiedenen Komponenten mal wirklich wahr. Danke Gott! 
Ich höre auf das Leben um mich herum und freue mich, dass ich ein Teil davon sein darf. Danke Gott! 
Ich taste und fühle und mache mir bewusst, was für ein Wunderwerk mein Körper ist. Danke Gott! 
Heute nehme ich mir einen Moment Zeit, lese den Wochenspruch aus Psalm 103,2 und nehme ihn ganz beim Wort
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“
Amen. 


Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika. 
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