Angedacht

Wed, 07 Dec 2022 10:24:46 +0000 von Anne Mika

© Anne Mika
Als kleines Mädchen hatte ich vor allem einen Berufswunsch. Prinzessin. 
Ich wollte jeden Tag rosa Glitzerkleider tragen, in einem großen schönen Schloss wohnen und natürlich von einen starken Prinzen auf allen meinen Abendteuern begleitet werden. 
Dieses Leben erträumen sich, denke ich, auch heute noch eine ganze Menge kleiner Mädchen. 
Über die Rolle des Königs habe ich damals allerdings nicht besonders viel nachgedacht... 
Bei meinem ersten Praktikum hier in Tansania hatte ich dann ein sehr interessantes Gespräch mit meiner Mentorin, der damaligen Pfarrerin der deutschsprachigen Gemeinde, Stephanie Franz. 
Sie hatte nämlich eine ganz besondere Bibel. Eine rosa Glitzerbibel mit der Aufschrift: 
God's beloved Princess. 
„Ist doch logisch“, erklärte sie mir, „wenn Gott König ist, und wir seine geliebten Kinder, dann sind wir alle Prinzessinnen und Prinzen.“ 
Macht Sinn, fand ich damals. 
Doch dann ging mein Glaubensweg weiter. Ich fing an mich mit christlichem Worship auseinanderzusetzen. Worship, das sind im Prinzip gesungene Gebete. Meistens in Form von Pop-Musik. Die Texte sind recht simpel mit einem stetig wiederkehrenden Refrain. Sehr häufig wird in diesen Songs Gott als der König vorgestellt. Jesus Christus als der neue Herrscher auf den wir alle gewartet haben. Auf einem Thron sitzend, vor dem sich die Gläubigen verneigen. Ich denke da an Songs wie: Mutig komm' ich vor den Thron, oder 10.000 Gründe. 
Wer interessiert ist kann ja mal bei YouTube reinhören. 
Wenn ich diese Lieder höre, dann sehe ich mich nicht mehr als Gottes geliebte Prinzessin. Unweigerlich sehe ich mich als gebeugte Untertanin. Klein. Unwichtig. 
Dann gibt es plötzlich einen großen Abgrund zwischen mir und Gott. 
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ 
So lautet der erste Wochenspruch in der Adventszeit aus Sacharja 9,9b. 
Die Ankündigung des Kommens Jesu Christi. Mach dich bereit. Die Adventszeit ist dazu da, dass wir uns bereit machen ihn zu empfangen. Früher hat man im Advent gefastet, so wie vor Ostern auch. Man wollte sich ganz frei und rein machen um Jesus in seinem Herzen willkommen zu heißen. Jesus wird auch hier als König vorgestellt. So wie in den vielen Worship Songs. 
Aber eben nicht als prunkvoll auf einem Thron sitzender Autokrat. 
Siehe, dein König ist ein Gerechter und ein Helfer. Damit er gerecht sein kann schaut er ganz genau hin. Sieht dich und dein Leben liebevoll an. Nicht wie ein Herrscher einen seiner vielen anonymen Untertanen. Sondern wie Eltern ihr Kind anschauen voll Hoffnung, Liebe und Stolz. Oder wie ein Bruder sein Geschwister betrachtet, voll Verantwortung, Zutrauen und Herausforderung. 
Für Gott, deinen König, bist du ein/e Prinz/essin. Herausgehoben aus der Masse und wertvoll. Wunderschön und reich. Und Jesus ist da. Um mit dir alle Abenteuer der Welt zu bestehen. Stark an deiner Seite. Jesus ist dein persönlicher Helfer. 
Heute hat mir ein Bajaji Fahrer den ich traf eine Bibelstelle zugesprochen: Matthäus 18,3-4. 
And said, verily I say unto you, ecxept ye be converted and become as little children, ye shall not enter into the kingdom of heaven. Whosoever therefore shall humble himself as this little child, the same is greatest in the kingdom of heaven.“ 
 Da musste ich zurückdenken an meine Kindheits-Prinzessinnen-Träume. Da wurde mir klar, dass es mich nicht klein und unwichtig macht, wenn ich mich vor meinem König verneige. Denn da ist kein Abstand zwischen mir und dem Thron. Denn Gott richtet mich auf. Macht mich groß und wichtig. Gott ist mein König. Ich bin Gottes geliebte Prinzessin sein. Amen. 


Eine gesegnete Woche wünscht euch eure Pfarrerin Anne Mika. 
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