„Heute, wenn ihr meine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“
Hebräer 3,15
Bist du bereit? Bist du bereit Jesus zu treffen? Voller Euphorie möchte ich antworten: Ja!
Wenn ich die Bibel aufmerksam lese, dann hat das allerdings Konsequenzen. Kommt Jesus wieder, dann hat das Ende der Welt wie wir sie kennen begonnen. Alles was uns vertraut ist, alles was wir kennen und lieben wird sich verändern. Unsere Lieblingsorte und Lieblingsmenschen. Nichts mehr so wie es war.
Bist du bereit? Bist du wirklich bereit Jesus zu treffen? Voller Vorsicht antworte ich: Vielleicht.
Da hilft mir dieser Wochenspruch aus dem Hebräerbrief.
„Heute, wenn ihr meine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“
Auch wenn ich noch nicht ganz bereit bin. Auch wenn es noch so viele Dinge gibt, die ich in dieser Welt, wie ich sie kenne, noch tun möchte. Auch dann kann ich Jesus schon begegnen. Ich muss nur bereit sein zuzuhören. Ich darf beides haben. Jesus treffen und an dieser Welt noch ein wenig festhalten. Das klingt egoistisch. Das ist egoistisch. Viele Menschen haben Angst vor dem Ende. Ich auch. Eltern wollen ihre kleinen Kinder noch aufwachsen sehen. Jugendliche wollen ihren ersten Kuss noch erleben. Meine Oma will auch ihr siebtes Urenkelkind noch in den Armen halten dürfen. Egoistisch. Verständlich. Menschlich.
Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
(Joh 16,33)
Angst ist kein guter Ratgeber. Aus Angst treffen wir schlechte Entscheidungen. Oft sind es Entscheidungen, die etwas aufschieben. Eine Veränderung. Einen Schmerz. Das Ende. Aber Aufschub heißt allzu oft nur: Verlängerung des Leids. Meist ist es besser eine Sache einfach hinter sich zu bringen. Jesus hat es hinter sich gebracht. Er hat die Welt überwunden. Wir, die wir in seiner Nachfolge stehen haben das noch vor uns. Das macht uns Angst. Aber es muss sein. Anders kann das Himmelreich nicht hereinbrechen. Irgendwann muss die Menschheit alles hinter sich lassen. Ob sie dazu bereit ist oder nicht. Darin ist die Bibel ganz klar. Deshalb rufen uns Jesus und seine Jünger*innen immer wieder dazu auf: Macht euch bereit! Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Das Ende naht.
„Heute, wenn ihr meine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“
Verstocke dein Herz nicht vor dieser Wahrheit. Lass sie zu. Aber vergiss auch nicht:
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Du musst keine Angst haben. Du darfst beides haben. Jesus treffen und an dieser Welt noch ein wenig festhalten. Denn, Jesus hat die Welt überwunden. Für uns alle. Weil er bereit war. Weil er unsere Sünden und den Tod auf sich genommen hat, ist uns in dieser Welt noch Zeit geschenkt. Wir dürfen unsere Kinder aufwachsen sehen. Unseren ersten Kuss erleben. Unsere Urenkel in den Armen halten. All das erleben, was diese gebrochene und gefallene Welt trotzdem so schön und lebenswert macht. Jesus hat geleistet, was eigentlich unsere Aufgabe gewesen wäre. Durch seinen Tod hat er uns Zeit und Leben geschenkt. Gott wurde Mensch. Ewigkeit wurde Lebenszeit. Das Ergebnis: Ein schon-jetzt-und-noch-nicht.
Das Himmelreich ist in dieser Welt angebrochen. Das Ende hat begonnen. Wir müssen es nicht fürchten. Wir dürfen es freudig begrüßen. Denn es heißt nicht Verlust, sondern Gewinn! Also:
„Heute, wenn ihr meine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“
Sondern, begrüße Jesu Wort in deinem Leben. Freue dich umso mehr an deinen Lieblingsorten und Lieblingsmenschen, in dem Wissen, dass sie nicht selbstverständlich sind, sondern ein durch die Liebe Christi erkauftes Geschenk. Habe keine Angst, sondern Hoffnung, dass diese Welt sich doch umgestalten lässt zu einem Paradies für alle. Tu dein Bestes um das Himmelreich zu vollenden, so wie Jesus es dir gesagt und gezeigt hat. Fange jetzt damit an. Heute. So wie es geschrieben steht. Amen.
Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika.