© Anne Mika
Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
So lautet der Spruch für diese Woche aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus Kapitel 5 Verse 8 und 9.
„Wandelt als Kinder des Lichts;“ Das ist eine Tauferinnerung. Erinnert euch daran, dass ihr Kinder Gottes seid. In der alten Kirche gab es nur einen Tauftermin: Ostern!
Heute ist das anders. Aber eine Verbindung gibt es dennoch. Das Osterlicht, die Osterkerze.
In meiner Heimat Bayern ist das eine große Sache. Die Osternacht. Der Gottesdienst beginnt im Dunkeln noch vor Sonnenaufgang. Vor der Kirche brennt ein Feuer. Das Osterfeuer. Oft haben Gemeindeglieder die ganze Nacht am diesen Feuer durchwacht, es immer wieder neu geschürt. Manchmal wird es auch erst kurz vor dem Gottesdienst entfacht. Kurz vor der Morgendämmerung. Zieht die Gemeinde aus der Kirche nach draußen, versammelt sich um das Feuer und singt: „Christus ist das Licht. Gott sei ewig Dank.“ Dann wird die Osterkerze am Osterfeuer das erste mal angezündet. Kleine Kerzen werden an die Gemeinde verteilt. Die erste kleine Kerze wird am Osterlicht angezündet und dann wird das Licht weitergegeben. Es geht reihum, bis alle Kerzen brennen, dabei ertönt beständig der Liedruf: „Christus ist das Licht. Gott sei ewig Dank.“ Wenn alle Kerzen brennen ist auch das erste Tageslicht da. Mit ihren brennenden Kerzen zieht die Gemeinde zurück in die Kirche. Es wird verkündigt: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“ Der Altar wird neu geschmückt, Brot und Wein für das Abendmahl bereit gestellt. Dann erklingt das erste von der Orgel begleitete Gemeindelied seit Karfreitag. Es ist der feierlichste Moment des ganzen Kirchenjahres für mich. Christus lebt und ich darf mit ihm leben!
Wann immer die Osterkerze angezündet wird, darf ich mich daran erinnern. Wann immer eine neue Taufkerze angezündet wird, darf ich mich daran erinnern.
Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Wandelt als Kinder des Lichts. Erinnert euch an eure Taufe. Erinnert euch an Ostern. Der Menschgewordene Gott Jesus Christus hat am Kreuz gelitten, ist gestorben und ist wieder auferstanden. Er ist uns durch den Tod vorausgegangen ins ewige Leben und er leuchtet uns mit seinem Licht den Weg, damit wir ihm folgen können. Nicht erst, wenn wir irgendwann selber einmal gestorben und begraben sind, sondern schon jetzt. Denn Tod und Leben gehören zusammen. Immer wieder sterben wir kleine Tode. Finden uns in ausweglosen Situationen wieder. Wollen mit dem Kopf durch die Wand und prallen doch gnadenlos zurück. Aus eigener Kraft können wir uns nicht befreien und neu anfangen. Aber Gott hat uns Orientierungspunkte gesetzt, kleine Leuchtfeuer, die uns helfen auf den guten Weg zurückzufinden.
- Die Güte Gottes und die Güte von Menschen, die uns nicht aufgeben und bereit sind uns zu lieben und zu helfen, egal ob wir es verdienen oder nicht.
- Die Gerechtigkeit Gottes, die uns immer zuspricht was wir wirklich brauchen und die Gerechtigkeit von Menschen, die bereit sind genau hinzuschauen und nicht vorschnell zu urteilen.
- Die Wahrheit Gottes, die sagt: Du bist mein geliebtes Kind, bei mir hast du immer ein Zuhause wohin du zurückkehren kannst um neue Kraft zu tanken. Und Menschen, die bereit sind dir die Wahrheit zu sagen. Nicht verletzend aber direkt. Damit du lernen und es in Zukunft besser machen kannst.
Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Eine Tauferinnerung. Ein Leuchtfeuer. Ein Lebensplan. Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika
