Angedacht

Tue, 07 Feb 2023 07:14:48 +0000 von Anne Mika

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13,29) 
So lautet der Wochenspruch aus dem Lukasevangelium Kapitel 13 Vers 29 für die letzte Woche dieses Kirchenjahres, die sich noch zum Weihnachtsfestkreis zählen lässt. 
In der Bibel lesen wir ja nur recht kurz von Weisen bzw. Magiern oder Sterndeutern aus dem Osten, die einem Stern folgen um den neugeborenen König der Juden zu finden, ihm Geschenke zu bringen (Gold, Weihrauch und Myrrhe) und ihm zu huldigen. 
Sehr viel mehr Infos finden wir in der Heiligen Schrift zu diesen Gestalten nicht. 
Trotzdem sind wundersamerweise noch viele weitere Details zu diesen frühen Besuchern des neugeborenen Christkindes in den Köpfen vieler Menschen gespeichert. Zum Beispiel ihre Anzahl. Fast immer ist die Rede von „drei“ Weisen aus dem Morgenland. Viele meinen sogar ihre Namen zu kennen, nämlich Caspar, Melchior und Balthasar. Noch genauer informierte sind sich sicher zu wissen, dass die drei nicht nur weise Sterndeuter, sondern sogar mächtige Könige aus fernen Ländern gewesen sind. Mächtige und reiche Männer, die sich vor dem armen und wehrlosen Kind in der Krippe verneigen. Die Herkunftsländer der „Könige“ werden im nördlichen Afrika und im arabischen Asien vermutet. Und entsprechend dieser Legende werden auch seit Jahrhunderten die Figuren, die sich in Millionen von Weihnachtskrippen finden gestaltet. Einer der „Könige“ ist schwarz, die anderen beiden weiß mit prächtigen orientalischen Gewändern. Nochmals, all dies ist Legende. Die Bibel schweigt über die genaue Zahl und die Herkunft und Hintergründe der „Magoi“ aus dem Osten. Im katholischen Bayern heißt der evangelische Feiertag Epiphanias am 6. Januar „Heilig Drei König“. Jahr zu Jahr ruft die katholische Kirche an diesem Festtag auf zu einem bestimmten Zweck zu spenden. Bei der sogenannten „Sternsinger-Aktion“ ziehen Kinder und Jugendliche in Gruppen von 3-4 Personen als Könige und Sternträger verkleidet von Haustür zu Haustür und bitten um Spenden. Dann wird mit Kreide der Schriftzug „20*C+M+B*23“ auf der Tür verewigt. „C=Christus, M=Mansionem, B=Benedicat“. Die Lateiner die dies hier lesen wissen, die ist ein Segenswunsch. „Christus, segne dieses Haus.“ Jede Tür an der die Sternsinger vorbei kommen erhält diese Segensformel. Egal, ob jemand öffnet, egal ob jemand spendet. Den Segen gibt es immer. Die Weisen aus dem Morgenland kamen auch ohne etwas für ihre Mühen zu erwarten. Sie kamen um etwas zu bringen. Geschenke, Würdigung, Gebet. Gefunden haben sie den Christus. Rettung für ihre Seelen. Hoffnung für ihr Leben. Liebe in Vollkommenheit. Und davon haben sie erzählt. Auf ihrer Heimreise und zurück in ihren Herkunftsländern. Jeder und jedem die/der es hören wollte, haben sie die frohe Segensbotschaft gebracht. Jesus Christus ist zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort geboren. Aber von Anfang an, war sein Leben, seine Botschaft bestimmt für alle. Für die Armen und Ungebildeten, wie die Hirten ebenso wie für die Reichen und Weisen, wie die Besucher aus dem Osten. Seine Verheißung war und ist bestimmt für das Volk Israel ebenso wie für alle Völker unter der Sonne. Von Anfang an, galt sein Segen für die ganze Welt. Vorbehaltlos, ohne Erwartung einer Gegenleistung. Dafür stehen die „Magoi“ aus dem Osten von denen wir in der Bibel lesen. Und daran erinnern die „Sternsinger“, die mit ihrer Kreide jedes Jahr durch das kalte Winterwetter in Deutschland ziehen. Ich selbst bin einige Jahre als Sternsängerin durch mein Heimatdorf gezogen. Ich erinnere mich an zahllose offene Türen. Einladungen in warme Wohnzimmer. Tassen voll heißem, süßem Tee, der uns angeboten wurde und viele Süßigkeiten. Ich erinnere mich an bereit gelegte Spenden vor der Haustür, wenn jemand nicht da war. Staunende Blicke aus großen Kinderaugen, die neidvoll auf unsere prächtigen Umhänge schauten. Und sentimentale und mit Tränen schimmernde Großelternaugen, wenn wir unser Sprüchlein aufsagten. 
Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13,29) 
Die vielen Tische an denen ich als Sternsingerin sitzen durfte waren eine segensreiche Vorahnung davon. Amen. 


Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika. 


1 In Christ there is no east or west,
in him no south or north,
but one great fellowship of love
throughout the whole wide earth.

2 In Christ shall true hearts ev’rywhere
their high communion find.
His service is the golden cord
close binding humankind.

3 Join hands, then, people of the faith,
whate’er your race may be.
All children of the living God
are surely kin to me.

4 In Christ now meet both east and west,
in him meet south and north.
All Christly souls are joined as one
throughout the whole wide earth.

Lied von John Oxenham 1908
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