So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
So lautet der aktuelle Wochenspruch aus dem Buch des Propheten Jesaja im 43 Kapitel, Vers 1.
Ich lese ihn und sofort entsteht ein Bild in meinem Kopf.
Schwarz gekleidete Menschen stehen versammelt um ein offenes Grab. Die Köpfe gesenkt.
Viele haben Tränen in den Augen. Man hört vereinzeltes Schluchzen.
Jesaja 43,1 wohl zu keinem Bibelvers habe ich in meiner Vikariatszeit so viele Traueransprachen geschrieben wie zu diesem.
Ein Vers, der ein ganzes Leben überschreibt.
Gott spricht uns an.
In der Taufe sagt er uns zu: Ich habe dich geschaffen und ich werde dich beschützen. Jakob/Ja'akow, das kommt aus dem Hebräischen und bedeutet, „Gott wird schützen“.
Gott spricht uns an.
Jeden Tag sagt er uns zu: Ich habe dich gemacht und ich werde für dich kämpfen. Israel/`'srael, das kommt aus dem Hebräischen und bedeutet, „Gott kämpft“.
Gott will uns schützen und für uns kämpfen.
Manchmal können wir Gottes Schutz nur schwer akzeptieren.
Wir fühlen und eingeengt und begrenzt durch seine Gebote.
Obwohl uns diese doch zu einem gelungeneren, friedlicheren und besseren Leben verhelfen.
Aber wir meinen es besser zu wissen, oder das Recht zu haben eine Ausnahme einfordern zu dürfen.
Manchmal fühlt es sich auch ganz und gar nicht so an als würde Gott für uns kämpfen.
Dann geht alles schief in unserem Leben und die Frage nach dem „warum?“ bleibt unbeantwortet.
Wir kommen dann leicht ins Zweifeln, streiten gegen Gott statt mit ihm.
Im Extremfall streiten wir sogar seine ganze Existenz ab.
Der dänische Theologe und Philosoph Sören Kierkegaard schreibt im 19. Jahrhundert sinngemäß:
Der Glaube ist nichts was man jemals erreichen kann. Er ist etwas nach dem wir immer nur streben können. Manchmal sind uns kurze Momente der Seligkeit vergönnt, aber sie vergehen, sobald wir uns ihrer allzu bewusst werden. Wenn man den Glauben aber nun niemals erreichen kann, dann kann man auch nicht über ihn hinweg kommen. Wer also meint, dass er den Glauben überwunden, gar etwas besseres oder schlaueres als den Glauben gefunden hat, der hat noch nicht einmal verstanden was Glauben heißt.
Und was macht Gott?
Gott spricht uns an.
In der Taufe, jeden Tag unseres Lebens, bis zu unserem letzten Atemzug und darüber hinaus:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Gott begegnet auch unserem Widerstand, unserem Hadern und unserem Hochmut mit Zuspruch.
Fürchte dich nicht. Einer der häufigsten Sätze in der Bibel.
Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst von deinen Komplexen, Zweifeln und Fehlschlüssen.
Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Ich kenne dich. Du bist nicht nur eine/r unter vielen. Du bist mir wichtig, du! Du bist mein!
Amen.
Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika.