Andacht zum Osterlachen – risus paschalis

Sat, 06 Apr 2024 06:44:41 +0000 von Stefanie Henke

Am Sonntag beim Osterbrunch wurde ich gefragt, woher denn die Tradition des Osterlachens eigentlich kommt. Ich konnte nur wage antworten. Jetzt will ich euch mehr Hintergründe liefern und wir wollen noch einen Witz hören. 

Grundanliegen des Osterlachens war es, die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen. Es sollte die Überlegenheit und der Sieg über den Tod symbolisiert werden, der sich an Christus „verschluckt“ hat und der Lächerlichkeit preisgegeben ist. 

Über die Entstehungsgründe gibt es keine Quellen. Das Osterlachen ist die einzige Form, in der das Lachen in die christliche Liturgie einbezogen wurde. Allerdings wird das Osterlachen in offiziellen kirchlichen Verlautbarungen niemals genannt.

Zum Brauch gehörte es – insbesondere im Spätmittelalter, dass der Priester am Ostertag von der Kanzel ein Ostermärlein/Ostermärchen, also eine erheiternde und nicht immer ganz einwandfreie Geschichte zum Besten gab. Es ist sogar von obszönen Handlungen und Worten die Rede.

Das Ostermärlein artete wohl dann ein wenig aus. Dass wiederum stieß im Protestantismus auf scharfe Kritik. Martin Luther war kein Freund des Osterlachens. Und viele Kirchenlehrer auch nicht. 

Der Bremer Lachforscher (!!) und emeritierte Professor für Kulturgeschichte an der Universität Bremen, Rainer Stollmann, weiß „Augustinus und Thomas von Aquin haben das Osterlachen aufs Übelste beschimpft und als teuflisch dargestellt.“ Über 1000 Jahre habe praktisch ein Lachverbot geherrscht. Lachen in der Kirche, lachende Mönche - lange Zeit unvorstellbar.

Das „Kind“ hatte anfangs gar keinen Namen. Den bekommt es zu Beginn der Reformationszeit. Der Begriff Osterlachen zurück auf den Reformator, Theologen und Humanisten Johannes Ökolampad aus Basel, der einen Brief gegen diesen Brauch geschrieben hatte, der im Jahr 1518 veröffentlicht wurde. Das Osterlachen wurde immer seltener. Und der nennt es lat. risus paschalis – Osterlachen.

Ökolampad hält zwar nicht viel vom Osterlachen. Doch schnell macht sein Begriff Karriere im neu entstehenden Protestantismus – um sich von dem Brauch abzugrenzen. Das wollen wir in unserer Kirche nicht, das sei abscheulich, hätten die Protestanten damals gesagt, eine Verfälschung des christlichen Glaubens. Das Osterlachen wird so zu einem Streitfall, zu einer weiteren Trennlinie zwischen evangelischen Kirchen und manchen katholischen Gemeinden im süddeutschen Raum. 

Doch auch im katholischen Kontext verliert das Osterlachen nach der Reformation mehr und mehr an Bedeutung. 

Spätestens die Aufklärung macht Schluss mit dem Osterlachen.

Das ändert sich seit einigen Jahren wieder. Das Interesse am Osterlachen wächst offenbar wieder, meint der dänische Theologe Benny Grey Schuster. Und zwar nicht nur in der katholischen Kirche beobachtet er das, sondern auch in der evangelischen.

„… so now it seems to be an almost ecumenical interest in this phenomenon of laughter.“ Heute trenne das Lachen die beiden Kirchen nicht mehr, wie noch zur Reformationszeit, meint Schuster. Im Gegenteil: Das Lachen verbinde. 

Trotzdem habe es aber auch etwas Trennendes: Es trenne moderne christliche Gemeinden von früheren. Denn jahrhundertelang sei es unvorstellbar gewesen, in der Kirche zu lachen. Da sei eine 180-Grad-Wende vollzogen worden – zumal in der Kirche heute ja nicht nur an Ostern gelacht werde.

Und das Lachen in der Kirche geht über Ostern hinaus. Wir feiern ja nicht nur am Ostersonntag Ostern: Jeder Sonntag ist ein Ostersonntag. Deshalb auch die Osterkerze. 

In den letzten 20, 25 Jahren ist zu beobachten, dass selbst der Begriff risus paschalis ein gängiger Begriff unter Liturgen geworden ist. Und zwar nicht nur in der katholischen Kirche. Die evangelische Kirche tut sich da sogar noch leichter, weil sie ja nicht diese strenge Agenda haben wie in der katholischen Liturgie.

Der Atheisten und Philosoph Friedrich Wilhelm Nietzsche hat sinngemäß gesagt: «Wenn die Christen nur etwas erlöster schauten, würden auch mehr an die Erlösung glauben.» Zum erlösten Schauen (wie immer das aussieht) kann das Osterlachen durchaus beitragen. 

Suchen wir nach einem biblischen Wort, was dieses Osterlachen legitimiert, können wir z. Bsp. Vers 12 die Seligpreisung aus dem Matthäusevangelium Kapitel 5 hernehmen: „Seid fröhlich und jubelt.“ Da gehört Lachen doch dazu, oder? 
Aber es ist eben dieses neue Leben, diese Leichtigkeit, diese Er-leichterung, die sich am Ostermorgen einstellt: Wir dürfen uns sogar über die Schwere des Todes hinwegsetzen, weil dieses Thema für uns erledigt ist. Der risus paschalis ist da ein wunderbarer Brauch der Osterfreude Ausdruck zu geben.

Hören wir zum Schluss noch hinein in den risus paschalis des Passauer Bischofs Oster.
https://youtu.be/q7YhX7fELgE?si=o3Vkm5c1Ra-rWLMg
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