Angedacht

Wed, 14 Dec 2022 12:49:16 +0000 von Anne Mika

© Anne Mika
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe der HERR kommt gewaltig.“ 
So lautet der Spruch für die Woche nach dem 3. Advent aus Jesaja Kapitel 40, die Verse 3+10. 
Ungewöhnlich, dass für einen Wochenspruch eine Kombination aus zwei Versen gewählt wird, die doch so weit auseinander stehen. Liest man in der Bibel nach was in den Versen 4-9 steht, dann bekommt man dort eine ziemlich genaue Anleitung, wie man denn nun dem HERRN den Weg bereiten soll. Konkret heißt es: baut eine Straße durch die Wüste!, Füllt Täler auf und ebnet Berge ein! Räumt alle Hindernisse aus dem Weg, denn jetzt kommt Gott!!! 
Mit anderen Worten: Ihr müsst die ganze Welt umgestalten um dem HERRN den Weg zu bereiten. 
Wüsten, Berge und Täler. Das klingt erst einmal nach etwas äußerem. Das klingt nach etwas, dass man mit Baustellengerät angehen muss. Grobmotorisch. 
Aber was hätte Gott davon, wenn wir seine Schöpfung derart umgestalten würden? Da wo wir es tun, folgt oft die Katastrophe und der Klimawandel lässt grüßen. Was kann aber sonst gemeint sein? 
Ich denke an die Wüsten in meinem Leben. Wo habe ich mal eine echte Durststrecke erlebt? Eine lange unbefriedigende Wartezeit. Hoffen und Zittern, wie kann es weitergehen. Wie habe ich diese Zeiten überlebt? Worauf habe ich vertraut, von wem habe ich mir helfen lassen? 
Das Volk Israel war 40 Jahre lang in der Wüste unterwegs ehe es endlich in das ihm versprochene Land einziehen durfte. Gott ging mit. Wenn das Volk es schaffte auf Gott zu vertrauen, ging es ihm gut, oder zumindest besser. Wenn Israel zweifelte oder gleich ganz vom Glauben abfiel, war die Härte der Wüste kaum zu ertragen. 
Welchen Weg nehme ich durch die Wüsten in meinem Leben? Folge ich der Straße, die Gott mir zeigt? 
Ich denke an die Täler in meinem Leben. Wo habe ich mal einen echten Tiefpunkt erlebt? Eine kraftlose Zeit, in der ich mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen konnte, dass es irgendwann auch wieder bergauf geht. Wie habe ich es aus diesem Tief wieder heraus geschafft? Worauf habe ich vertraut, von wem habe ich mir helfen lassen? 
Neulich habe ich das Lied: „Ohne Anfang und ohne Ende“ für mich neu entdeckt. Dort heißt es: „Ohne Anfang und ohne Ende scheint das Reich des Bösen sich zu freun. Doch du nimmst trotz aller Widerstände diese Welt mit deiner Liebe ein.“ 
Womit fülle ich die Täler in meinem Leben? Lasse ich Platz für Gott, oder verschütte ich seine Liebe unter Nichtigkeiten? 
Ich denke an die Hindernisse in meinem Leben. Die Berge, die ich bezwingen musste. Wenn alles in mir geschrien hat: „Ich kann nicht mehr!“ Und doch das Ziel noch unendlich weit entfernt war. 
Wie habe ich durchgehalten? Worauf habe ich vertraut, von wem habe ich mir helfen lassen? 
Jesus musste sein eigenes Kreuz auf den Hügel Golgatha tragen. Eine Dornenkrone auf dem Kopf. Von rechts und links flogen Verhöhnungen vielleicht auch faules Gemüse auf ihn zu. Er wusste was kommt. Hat Gott angefleht: „Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen!“ Jesus hatte Angst. Und doch konnte er vertrauen: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ 
An wen richte ich mich, wenn mir die Herausforderungen in meinem Leben über den Kopf wachsen? Wen bitte ich um Hilfe. Rechne ich überhaupt noch damit, dass Wunder geschehen und manche Berge, die mir im Weg stehen einfach verschwinden? „Glaube versetzt Berge.“ ,heißt es. Glaube ich das? 
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe der HERR kommt gewaltig.“ 
 Bei genauerem Nachdenken wird klar, das ist keine grobmotorische, äußere Aufgabe. 
 Hier geht es um Lebensreflexion und Lebenseinstellung. Bereite dem HERRN den Weg IN DIR, IN DEINEM LEBEN; denn siehe der HERR kommt gewaltig UM DIR IN DEINEM LEBEN RICHTUNG ZU GEBEN, ES MIT LIEBE ZU FÜLLEN UND MIT DIR GEMEINSAM BERGE ZU VERSETZEN! Amen. 


Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika. 
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