Eine Eierlegendewollmilchsau.
Ein Fabeltier, dass alle Vorteile der üblichen Nutztiere in sich vereint. Ein Alleskönner.
Oder zumindest ein Fast-Alleskönner...
Aber auch diese sind ja schon selten genug.
Dennoch begegnen sie einem hin und wieder.
Ich habe sie in der Schule getroffen. SchülerInnen, die einfach alles sofort zu begreifen scheinen.
Ich habe sie an der Uni getroffen. StudentInnen, die komplexe Sachverhalte sogar noch besser erklären können als die PfrofessorInnen.
Und auch im Vikariat gab es da einen, der nicht nur in der theologischen Theorie super gut war, sondern auch im ganz praktischen Umgang mit seinen Gemeindemitgliedern einfach nur glänzte.
Da fällt es schwer nicht vor Neid zu erblassen. Und ja, auch ich ertappe mich gelegentlich bei ungnädigen Gedanken, wenn ich ein ums andere mal von der immer gleichen Person ausgestochen werde. Genauso schwer fällt es, nicht vor Ehrfurcht zu erstarren. Die eigenen Ressourcen nicht mehr zu nutzen, nur weil man schon vorher weiß, dass es da immer jemanden geben wird, der die Aufgabe vielleicht besser lösen wird als man selbst. Auch das ist mir schon passiert.
In meinen guten Momenten, empfinde ich jedoch nur Dankbarkeit.
Dankbarkeit, dass es Menschen gibt, die mir da weiterhelfen können, wo ich an meine Grenzen komme. Frauen und Männer, die mit ihren großen und klugen Gedanken der Menschheit zu immer neuen Errungenschaften verhelfen. Vorbilder, die mir zeigen was alles menschenmöglich ist und wonach ich streben kann.
„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“
So lautet der Wochenspruch aus Lukas 12,48b.
Und wieder Dankbarkeit. Denn ja mit großer Begabung geht große Verantwortung einher. Wer viel zu leisten im Stande ist, von dem wird auch viel erwartet. Und immer wieder sehe ich Menschen unter diesem Druck auch zusammenbrechen. Hoffnungsträger zu sein ist wahrlich keine einfache Berufung. Das zeigt uns auch Jesus, wenn er im Gebet zusammenbricht und den Vater im Himmel anfleht: Lass diesen Kelch an mir vorübergehen.
Momente der Schwäche sind okay. Sie stehen jeder und jedem zu!
Es sind die Momente, in welchen wir anderen dran sind unseren Beitrag zu leisten. Unseren Nächsten beizustehen, sie aufzubauen, ihnen mit unseren Gaben und Talenten zu helfen.
Gott hat uns nicht alleine in diese Welt gestellt, er hat uns zur Gemeinschaft berufen. Als Jesus sein Werk am Kreuz vollendet hatte brauchte er seine JüngerInnen um die frohe Botschaft hinaus in die Welt zu tragen. Und auch das Himmelreich können wir nur alle gemeinsam anbrechen lassen.
Uns allen ist viel gegeben: Nämlich Gottes unendliche Gnade.
Und diese Gnade wird man bei uns suchen, ob wir sie geschätzt haben in unserem Leben. Ob wir sie umgesetzt haben in Vergebung und Mitleid.
Uns allen ist viel anvertraut: Nämlich Gottes unendliche Liebe.
Und diese Liebe wird man bei uns suchen, ob wir sie gelebt und geteilt und weitergegeben haben.
Wir ChristInnen tragen große Verantwortung für das was Gott uns zugeteilt hat.
Darum sollten wir nicht neidisch oder erstarrt sein im Angesicht der Fast-Alleskönner die uns begegnen. Wir sollten Dankbar sein, dass wir die Welt nicht alleine retten müssen. Denn auch das ist nur ein Zeichen Gottes unendlicher Gnade und Liebe. Amen.
Es wünscht euch eine gesegnete Woche, eure Pfarrerin Anne Mika.