Befreiungstheologie. Das war eines der großen Schlagworte meines Studiums.
Befreiungstheologie. Sie entstand vor allem in Lateinamerika als sich Christinnen und Christen dort von den kolonialen Strukturen emanzipierten.
Ihr Motto: Christus ist in den Schwachen mächtig.
Will heißen: Gottes Nähe und Wohlwollen zeigen sich nicht in weltlichem Wohlstand, Schönheit oder körperlicher Unversehrtheit. Nein. Gottes Nähe und Wohlwollen zeigen sich im ungebrochenen Glauben der Armen und Unterdrückten. In tätiger Nächstenliebe, zu der man auch mit den allergeringsten Ressourcen fähig ist. Und in der stetigen Hoffnung auf Verbesserung, wie Jesus sie mit dem hereinbrechenden Himmelreich verspricht.
„Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
So lautet der Spruch für diese Woche aus dem Evangelium nach Matthäus 25,40b.
Biblische Befreiungstheologie! So aktuell wie immer, sollte man meinen.
Und doch boomt derzeit eine ganz andere Art von Theologie und findet immer mehr Anhänger.
Das sogenannte „Wohlstandsevangelium“.
Dahinter steckt das Versprechen selbsternannter Propheten und Prediger, dass Gott jedem Rechtgläubigen materiellen Wohlstand und Gesundheit zuteil werden lässt. Der verheerende Umkehrschluss aus dieser Theologie ist: Wer im Zustand der Armut oder Krankheit lebt, der glaubt noch nicht recht, oder ist von bösen Mächten verflucht.
Die falschen Propheten und Prediger behaupten dann Abhilfe schaffen zu können.
Sie lassen ihre Gemeindemitglieder Putzmittel trinken und behaupten dies töte die Dämonen in ihnen ab. Sie fordern immer höhere Gemeindebeiträge und Spenden und versprechen: Gott wird das Gegebene um ein vielfaches mehr zum Geber zurückbringen. Sie versprechen Heilung von Unfruchtbarkeit und Krankheit und vieles mehr, wenn man sich und sein Leben nur ganz ihrer Lehre verschreibt.
Für viele mag das jetzt nach Einzelerscheinungen klingen. Nach etwas, dass man von Sekten kennt. Aber das „Wohlstandevangelium“ mit seinen Propheten, Predigern und Anhängern ist auf dem Vormarsch. Weltweit. Es ist längst keine Einzelerscheinung mehr. Und die Gemeinden können sich in vielen Ländern ganz legal als Kirchen registrieren lassen.
„Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Noch einmal unser Wochenspruch. Es steckt auch eine Warnung darin. Wer Menschen bewusst auf Abwege führt um sich selbst zu bereichern oder um sich persönliches Ansehen zu verschaffen. Auch der handelt an Christus. Und nicht zum Guten.
Viele Menschen sind arm. Viele Menschen sind verzweifelt und krank. Viele Menschen teilen die Sehnsucht nach einem besseren Leben und sind bereit nach jedem Strohalm zu greifen um es wenigstens ein bisschen besser zu haben. Manchmal gehören wir selber zu diesen Menschen.
Wie können wir erkennen, ob uns eine angebotene Theologie zur Freiheit oder ins Verderben führt? Leicht ist es nicht. Aber die Bibel hilft uns. Denn durch sie spricht Christus zu uns. Er spricht zu uns von Freiheit und vom Reich Gottes. Er spricht durch das Leiden hindurch. Sein eigenes und unseres. Auf ihn müssen wir unsere Hoffnung setzen, nicht auf selbsternannte Propheten und Prediger, die uns einen vermeintlich leichteren Weg aufzeigen. Christus ist in den Schwachen mächtig! Die Befreiungstheologie belässt die Macht bei Christus. Das Wohlstandsevangeligum nicht. Es behauptet wir Menschen könnten uns aus eigener Macht retten, indem wir uns auf bestimmte Weise verhalten. Dieser Weg führt ins Verderben.
Die Macht hat Christus. Er ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Ihm sollen wir nachfolgen. Wer etwas anderes behauptet liegt falsch. Punkt.
Amen.
Eine gesegnete Woche wünscht euch, eure Pfarrerin Anne Mika.